Aufgrund parallelen  Spieltags in Belgien und unserer recht guten Ausgangslage gingen wir  etwas schwächer als üblich an den Start – was allein schon daran  abzulesen ist, dass ich an Brett 1 auflief. Immerhin konnte unser Gegner  aus der Schwebebahnstadt kaum mit unserer Aufstellung rechnen, so dass  die Vorbereitung für uns eher möglich war als umgekehrt; tatsächlich  trat der BSW wie meistens mit den Rangnummern 1-8 an. Nach ELO waren wir  immer noch leicht favorisiert, aber entscheidend ist bekanntlich „auf  dem Brett“. Dort wurde der Beweis angetreten, dass der Anzugsvorteil  wohl doch nicht so groß ist, aber der Reihe nach: Unser Ersatzmann an  Brett 8 war Claus Andok, der schon nach recht kurzer Zeit als Schwarzer  eine Zugwiederholung auf dem Brett  hatte – der ich an seiner Stelle  ausgewichen wäre, um den Gegner für das raumgreifende f4 unter  Vernachlässigung der Entwicklung in einer Benoni-ähnlichen Struktur zu  bestrafen. Seltsamerweise hatte Claus meine Idee (Sb6 gefolgt von e6 um  die e-Linie zu öffnen oder dxe6 Lxe6 und weiter Lc4) gar nicht auf dem  Schirm gehabt und daher die Stellung wiederholt. Wladimir schien in  einer Damengambitvariante mit dxc5 einen Bauern gewonnen zu haben und  nach Damentausch die Verwertung probieren zu können. Mit b6 und Tc8  wurde der Bauer aber unter Feuer genommen und zurückerobert, aufgrund  von evtl. Fesselungen in der c-Linie (Weiß hatte lang rochiert) war cxb6  nicht drin gewesen. Auch nach Abtausch eines Turmpaars hatte Schwarz  immer noch genug Gegenspiel mit dem langen Läufer auf f6, von daher  entsprach der Remisschluss dem Spielverlauf. Mein Gegner war Savchenko  senior, der mich mit Russisch überraschte. Ob er der Vorbereitung  ausweichen oder von vorneherein nur Remis wollte, weiß ich nicht. Ich  verbrauchte zwar deutlich über eine Stunde auf der Suche nach einem Weg,  der Partie etwas Leben einzuhauchen, aber bei symmetrischer  Bauernstellung und offener e-Linie ist das nicht so trivial – ich kam  dann kaum umhin, sein Remisangebot anzunehmen, statt uns noch  stundenlang weiter anzuöden. Cemil hatte Schwarz gegen den soliden  Bashilin und versuchte in einer technischen Stellung durchaus was, aber  um Schlimmeres zu verhindern, musste er Damentauch zulassen und seinen  Mehrbauern wieder abgeben, da stand er vielleicht sogar minimal  schlechter – auch das Remis ging in Ordnung. Marcel hatte es ebenfalls  mit einem erfahrenen Gegner zu tun – FM Martin Auer spielte früher mal  bei Solingen bis hoch zur zweiten Liga meine ich. In einem Franzosen mit  3.-Sc6 rannte der Läufer über d7 nach e8 und h5, wieder nach e8 und b5  um sich dann gegen den Läufer des Gegners abzutauschen. Auf der offenen  f-Linie waren beide schwarze Türme (beide Seiten hatten lang rochiert),  da konnte wenig anbrennen. Auch hier kam es schließlich zu einer  Remisschaukel und  einem leistungsgerechten ½ : ½ - beim Fußball wäre es  ein 0:0 gewesen. Das erste entschiedenen Resultat gab es an 2, dort  spielte Dirk gegen Savchenko junior. Der wollte in einem  Schwerfigurendendspiel mit Tc4-c5 weiter vereinfachen, ermöglichte  dadurch aber Db1+ Tf1 Dxf1+ (sicher übersehen!) Kxf1 TxBf4+ Ke2 TxDd4  cxd4 Ta8 mit Mehrbauern für Schwarz. Kurze Zeit später stand es im  Turmendspiel wKa3 Th7 Bh2g2c6 sKc4 Tc8 Bg6d4. Richtig und geplant war  nun Kc4, um mit der Mattdrohung den wK am Brettrand festzuhalten, nach  Ka2 kommt noch Kc2 und nach Ka4 Txc6 – der d-Bauer läuft durch.  Stattdessen kam der zweite Zug zuerst (ein Phänomen, das nicht ganz neu  ist); nach Txc6 Kb2 Kd3 h4 Tc2+ kam es zum Endspiel Turm und Mittelbauer  gegen Turm mit König auf der kurzen Seite, was theoretisch Remis, aber  nicht ganz leicht ist. [Ich meine mich erinnern können, dass mal ein  recht hoch dekorierter GM aus der 2700+-Klasse das verloren hat (gegen  Carlsen?), aber ich komme nicht mehr darauf, wer der Übeltäter war.]  Auch hier griff der Verteidiger massiv fehl und verdarb die Partie zum  Verlust. Dmitrii spielt lange gegen seinen Kontrahenten, aber in der  verschachtelten Stellung war für beide kein Durchkommen, so dass hier am  Ende die Punkteteilung stand. Wolfgang spielte in einem geschlossenen  Spanier lange mit allen Figuren, bis als erstes Läufer c2 gegen den auf  b3 eingedrungenen Springer getauscht wurde. Danach ließ er sich die  Damen tauschen (hätte ich nicht zugelassen) und geriet allmählich unter  Druck, weil der Gegner nach Öffnung von g- und h-Linie und Abtausch  aller Türme mit dem Läuferpaar agieren konnte. Ich denke, dass das bei  richtigen Spiel haltbar gewesen wäre, aber die Zeit wurde immer weniger  und nach dem 60+x. Zug überschritt er immer noch unter Druck stehend  dann auch das Limit. Er hatte nicht mehr daran gedacht, dass es keine  dritte Phase mit noch mal 15 Minuten Zuschlag mehr gibt. Die Tatsache,  dass es beim klassischen Schach wenigstens ein halbes Dutzend  verschieden Zeitkontrollen gibt, mag das erklären aber nicht  entschuldigen. (Zu Wettkampfbeginn noch nicht da sein können und  uneinheitliche Spielzeit dürfte in allen anderen Sportarten unbekannt  sein.) Somit 4:4, was  insgesamt in Ordnung geht – es hätten aber eher acht Remis sein sollen.  Unsere Verfolger von Platz 2 bis 5 haben alle gewonnen, so dass wir nur  noch einen Punkt vor KKS und zwei Punkte vor drei anderen Teams stehen.  Anfang März empfangen wir dann Iserlohn, die mit 0 Punkten das  Tabellenende zieren – bei allem Respekt auch vor dieser Mannschaft  müssen wir da einfach gewinnen. Außerdem spielen der Zweite gegen den  Dritten und die punktgleichen Vierten gegeneinander, da wird die Tabelle  etwas entzerrt werden.