Zu ungewohnter Stunde  trafen wir uns am Rande der Kölner City beim KKS zur dritten Runde, denn  am Volkstrauertag sind bis 13.00 Uhr sportliche Veranstaltungen  verboten. Die meisten Schwierigkeiten bei der Anreise hatte dabei der  Schiedsrichter, der ca. 2 km vom Spielort entfernt mit einem Nagel im  Reifen liegen blieb und daher einen Mittelstreckenlauf absolvieren  musste, um rechtzeitig zum Spiellokal zu gelangen. (Es stellt sich die  Frage, ob er damit gegen das Feiertagsgesetz des Landes NRW verstoßen  hat, schließlich fand die sportliche Einlage vor 13.00 Uhr statt…) Der  KKS hatte in der letzten Saison nur durch eine überraschende Niederlage  in der Schlussrunde gegen die schon abgestiegenen Münsteraner den  Aufstieg verpasst und spielt diese Saison mit unveränderter Mannschaft,  ist also ernst zu nehmen. Zwar waren wir nach ELO vor allem an 1, 4 und 8  favorisiert, aber dennoch war ein enges Match zu erwarten – so kam es  schließlich auch. Die  erste beendete Partie war dann an Brett 4 zu verzeichnen – nach 15 Zügen  Remisschluss in ungeklärter Stellung. Nun ist Peter Wacker (der  zweitbeste in Pulheim lebende Schachspieler…) mit Weiß durchaus  gefährlich und hatte zuletzt in Bad Wiessee gut abgeschnitten, aber  dennoch erscheint mir das etwas dünn. Das nächste Resultat war die  gelungene Revanche von Lennert Lenaerts gegen Rainer Bonnmann für die  Niederlage der letzten Saison, aber trotz der damit erzielten Führung  sah der Kampf durchaus kritisch aus. Cemil Gulbas hatte mit Weiß nichts  gegen Mark Helbig herausgeholt und stand eher etwas schlechter, das  löste sich aber letztendlich in eine Remisstellung auf. (Quizfrage  off-topic: Was haben der KKS-Spieler Helbig und unser Mann Fabrice  Wantiez beruflich gemeinsam und was hat das mit Schach zu tun? Auflösung  am Ende des Beitrags.) Twan Burg stand an 1 mit Weiß gegen den  erfahrenen, aber nur noch selten spielenden Georg Seul (war in den  Neunzigern Erstligaspieler bei Koblenz) ziemlich unter Druck; eigentlich  muss Seul mal auf Gewinn gestanden haben. Die mangelnde Praxis machte  sich aber vor allem auf der Uhr bemerkbar, und irgendwie und irgendwann  kippte die Partie dann; wie genau, habe ich nicht verfolgen können –  aber die Uhr war sicher beteiligt. Ich selber hatte es mit Dieter  Morawietz zu tun und kam gut aus der Eröffnung raus. An einer Stelle  wählte er eine recht ambitionierte Fortsetzung, auf die ich schnell und  schematisch reagierte; da hätte ich anders fortsetzen sollen. Im  weiteren Verlauf der Partie unterlief mir dann der bekannte, aber nicht  leicht zu eliminierende Fehler, zu viel über die verpasste Gelegenheit  zu räsonieren. Nach einem ziemlich groben Lapsus und seiner  offensichtlichen Antwort schaute ich mal 20 Minuten rein, um dann die  einzig mögliche Fortsetzung zu spielen – das hätte ich nach zwei Minuten  machen sollen! Um den 35. Zug herum versuchte er mit Dame und Springer  gegen Dame und Läufer was rauszuholen, und „dank“ der vorherigen  Zeitvergeudung konnte ich da nicht mehr genau spielen, wo es  erforderlich gewesen wäre. Spätestens im 40.Zug habe ich es dann  eingestellt, er hatte zwar auch nicht mehr viel Zeit, traf aber dennoch  intuitiv den Gewinnzug. Im 41. Zug hatte ich wieder Zeit, mir den  Scherbenhaufen anzusehen, aber wenige Züge später musste ich aufgeben –  es ging nichts mehr angesichts der Felderschwächen am Königsflügel.  Francois Godart hatte lange Zeit – so schien es mir – eine etwa gleiche  Stellung; als ich wieder hinschauen konnte, kämpfte er mit Dame, Turm  und zwei Bauern gegen Dame, Läufer und fünf Bauern. Muss eigentlich auch  gewonnen gewesen sein für den Gegner, aber es ging dann doch Remis aus –  wie genau, habe ich nicht mitbekommen. Dmitrii Marcziter hatte  ebenfalls einen erfahrenen Kämpen als Gegner: Auch Ernst-Wolfgang Bayer  war mal in der 1.Liga aktiv. In der Tarrasch-Verteidigung im Damengambit  muss man etwas positionellen Druck am Damenflügel aushalten – mit dem  Isolani spielen ist nicht so mein Fall, aber es war ja auch nicht meine  Partie. Ich weiß nicht, ob irgendwann einer der Beteiligten klar auf  Gewinn gestanden oder zumindest deutlichen Vorteil gehabt hat; am Ende  jedenfalls kam es im Turmendspiel zu einem Bauernwettlauf, der eindeutig  unentschieden endete – beide Parteien eroberten mit Hilfe eines  Freibauern den generischen Turm und das Brett war bis auf die Könige  leer. Christian Braun hatte an Brett 8 den Nachteil der schwarzen Steine  und des größten Elovorteils. Ausgangs der Eröffnung sah ich seine  Stellung eher kritisch, aber er konnte sich befreien und in ein  asymmetrisches, aber gleiches Endspiel übergehen. Aufgrund des  kritischen Stands an den vorderen Brettern sah er sich veranlasst, hart  auf Gewinn zu spielen und überzog dabei, am Ende sah er sich  außerstande, beide noch verbliebenen gegnerischen Bauern aufzuhalten.  Somit endete der Kampf 4:4, was vielleicht das passende Ergebnis zum  Kampfverlauf ist – war auch die 0 an 8 sicher unnötig, so sind die 1,5  Punkte an 1 und 2 eher als glücklich zu bezeichnen. Immerhin stehen wir  mit fünf Mannschaftspunkten aktuell auf Platz 1 der Tabelle vor einem  Pulk von Mannschaften mit vier Punkten. Gegen eine davon (Oberhausen mit  der „lebenden Legende“ Hort an 1) geht es in der Dezemberrunde. Ich  schulde noch die Auflösung der Quizfrage: Beide sind Berufssoldaten und  haben dementsprechend  mehrfach schon bei der NATO-Meisterschaft  mitgespielt.