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 An einem geradezu sommerlichen Tag spielten wir  nicht etwa in Dinslaken, sondern im benachbarten Duisburg. (Im  Ruhrgebiet gehen die Städte teilweise nahtlos ineinander übrig, da kann  es so etwas geben.) Austragungsort war keine Gaststätte,  keine Schule, kein Pfarrsaal oder was auch immer, sondern – in meinem  Schachleben erstmals – ein Autohaus. Die Abteilung VW war geschlossen,  aber bei Audi konnten wir reingehen und saßen also im Freiraum zwischen  A3 und Q7. An sich war das gar nicht schlecht,  aber so ein showroom hat typischerweise viele Glasflächen, und so stieg  die Temperatur im Inneren des Treibhauses allmählich über die  30°C-Marke. Der Kampf selber war wenig schweißtreibend:  Wladimir tauchte an einer Stelle für etwa eine Dreiviertelstunde ab, um  dann doch nicht das Figurenopfer zu bringen, sondern mit einer ruhigeren  Fortsetzung Remis anzubieten, was sein Gegner auch  annahm. Dirk hatte mit Sxg5 hxg5 Lxg5 eine Figur gegen zwei Bauern  geopfert. Mir kam das recht dubios vor, aber als ich das nächste Mal  hinsah (ich saß an Brett 2 mit dem Rücken zu Brett 3) hatte er schon  zwei Türme und sechs Bauern gegen Turm Läufer und drei  Bauern und dazu klaren Vorteil auf der Uhr. Kurze Zeit später fiel dann  das Führungstor für uns. Cemils Gegner hatte wenig Interesse für  Entwicklung gezeigt und stattdessen seine Springer wandern lassen  (Sg8-f6-d5-c7-e6 und Sb8-c6-a5-c4-b6) und dazu das Manöver  Dd8-b6 und drei oder vier Zöge später Db6-d8 entkorkt. Cemil ließ sich  nicht bitten und verpasste ihm die erbettelten Schläge, 1:0 nach ca. 25  Zügen. In Dmitriis Partie war wohl nie viel los und die Punkteteilung  daher in Ordnung. Lennert bemühte sich mit  Weiß um Vorteil, aber der Gegner wehrte alles ab und erzielte damit  auch einen korrekten halben Punkt. An Brett 1 spielt zu m ersten Mal  Francois Godart für uns und bekam mit Sielecki direkt einen Prüfstein.  In einer Benoni-Stellung war sein Gegner mit Schwarz  ziemlich aktiv geworden, auch die verbrauchte Zeit sprach zu seinen  Gunsten. Francois schaffte es aber, die Stellung ohne größere  Zugeständnisse zu vereinfachen und ebenfalls den Punkt zu teilen. Ich  hatte gegen Tereick recht schnell die Initiative übernommen,  aber evtl. an einer Stelle nicht den besten gefunden. Nach Damentausch  standen sich auf der offenen c-Linie Türme gegenüber; keiner von uns  konnte tauschen, da ja nach Wiederschlagen der Gegner die Linie  beherrschen würde. Ich bot daher Remis an, aber angesichts  des ungünstigen Standes (zwei Partien verloren) musste er  weiterspielen. Sein Gewinnversuch Tc3 tat allerdings der Stellung Gewalt  an, nun konnte ich tauschen und nach bxc3 mit dem Zentralkönig nach  vorne gehen. Kurze Zeit später fiel im Endspiel K,T, S und  6 B gegen ebenso sein erster Bauer: das weitere Abholzen vereinfachte  zu Turm und drei Bauern für mich gegen Turm und gar kein Bauer mehr für  ihn – also auch hier Tor für uns. Marcel schien mit nach der Eröffnung  schlechter zu stehen, aber er spielt den Aufbau  mit b6/e6/f5 usw. viel öfter als ich, von daher ist meine Einschätzung  ohne Gewähr. Wie dem auch sei; nach der Zeitkontrolle konnte ich mal  hingucken und sah einen Mehr- und Freibauern auf  der d-Linie, der zum  umgedrehten Turm umgewandelt wurde – was der  Schiedsrichter allerdings missbilligte… Die zweite Dame kam dann aus  einem Kasten zur Hilfe und nachdem die Schachgebote ausgingen, hatte der  Gegner auch die Lust verloren, mit einer Dame gegen zwei  weiterzuspielen. Somit stand ein zumindest in der Höhe nicht  erwartete 6:2-Sieg fest, hatte sich doch die erste Mannschaft in der  letzten Saison zweite Liga gegen eine nur etwas bessere Aufstellung  Dinslakens schwergetan und „nur“ mit 5:3 gewonnen. Somit sind wir fürs Erste Tabellenführer und  erwarten am 23.10. zum ersten Heimkampf Porz II mit den Großmeistern  Christopher Lutz und Arkadi Rotstein.  |