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 Michael spielt im Sommer einige Turniere in der Gegend, Hier sein Bericht. Vom 12. bis 14.08.  veranstalteten die SF Longerich (im Kölner Norden heimisch) ein  fünfrundiges Open in zwei Klassen. Im A-Open gab es mit IM Lars Stark  aus Düsseldorf und mir zwei recht klare Favoriten, da kein einziger  Spieler aus der ELO-Preisklasse 2200 – 2350 mit von der Partie war. Der  Modus ist aber natürlich tückisch; wie kürzlich gesehen kann man auf  einer Distanz von 10.000 m stürzen und dennoch erfolgreich sein, auf  einer Sprint-Distanz geht das eher nicht. Da beschleunigtes Schweizer  System gespielt wurde, gab es schon in der Auftaktrunde halbe und ganze  Favoritenstürze (z.B. gab der inzwischen nach Bochum gelockte Fatih  Baltic ein Remis ab), aber Stark und ich gewannen die ersten beiden  Runden. Die dritte Runde wurde zum ersten Mal „normal“ ausgelost, so  dass wir beide unseren bis dato schwächsten Gegner hatten. Dabei bekam  Stark es mit dem PTSV-ler Whitmire zu tun, schob einen Bauern nach a3  und schlug schließlich Sb4xBa2 statt SxLd3. Das war ziemlich  optimistisch und wurde hart bestraft: Ld4 und Ld3 zielten auf die  Königsstellung und nach dem Zugpaar e6 f6 kam mit Sg5 noch ein Gaul  dazu. Dieses schöne und korrekte Figurenopfer leitete einen  Schlussangriff ein, bei dem der IM nur deswegen nicht die Dame verlor,  weil es eh Matt wurde. Ich nehme an, dass war Whitmires größter Skalp in  seinem bisherigen Schachleben. Einige Bretter teifer hatte Baltic in  der Eröffnung die Züge verwechselt, gewann aber dennoch eine Partie mit  zwischendurch zwei Minusbauern. Damit war der erwartetet Turnierablauf  durcheinander gebracht; ich bekam es am Sonntagmorgen mit dem Brühler  Marius Gramb zu tun. Sein Remisangebot nach zehn Zügen musste ich  ablehnen, aber nach frühem Damentausch entstand eine ziemlich statische  Stellung. Mit etwas Hilfe seinerseits kam Leben rein und mein Läufer  raus unter Bauerngewinn. Seltsamerweise fiel er genau an dieser Stelle  nicht um, sondern fand kurz vor dem 40.Zug mit nur je einer Minute  (Inkrement-Modus) mehrfach die richtige Fortsetzung, so dass sein Turm  aktiv blieb und ich ins Remis einwilligen musste. Whitmires Berliner  Mauer kam gegen Baltic fies unter die Räder, Weiß hatte Bf6 Le7 gegen  Ke8 Ld7 und Bf7; der Turm auf der d-Linie sorgte dafür, dass der L nicht  wegkonnte und damit der Th8 gefangen war – man sah mehrere Züge lang  Th7-h8-h7, da Schwarz nichts ziehen konnte. Weiß hatte also sozusagen  einen Mehrkönig und gewann damit am Damenflügel. Somit waren vor der  Schlussrunde Balic, Gramb und ich mit 3,5/4 vorne vor dem Pulk der  3-Punkter. Gegen Baltic ein ähnliches Bild wie am Morgen: Früher  damentausch, Läuferpaar für mich, frühes Remisangebot gegen mich und  eine statische Stellung. Er hatte den c-Bauern geopfert, um die Stellung  Bb6/Lc5 gegen Bb5/c4/c3/Ld3 zu erreichen, am Königsflügel hatte er vier  gegen drei Bauern. Ich hätte wie geplant Lc1-a3 spielen sollen, um die  Blockade aufzulösen, vermutlich hätte das gewonnen (Partie und Turnier,  da Gramb recht früh remisiert hatte). Stattdessen fand ich es schlauer,  mit g4 das Verschränken der Bauern durch f4 zu erzwingen, aber leider  kam e4 f3xe4 f4. So war nun mein Läufer eingemauert und der f4 ein  gedeckter Freibauer. Bevor ich e5+ mit Remisangebot spielen konnte, bot  Baltic selbst Remis an. Somit waren schon mal Elo- und DWZ-Verlust klar,  aber der Turnierausgang nicht. Es zählte zunächst Buchholz mit  Streichergebnis, da sah es gut aus: Baltics Zweitrundengegner Bausch  würde gegen Stark verlieren und Whitmire gegen Bussard, da würden die 14  Punkte meiner Buchholzpferdchen reichen, auch wenn Paulus seine  hoffnungslos gewonnene Stellung einlochen würde. Aber nein, Stark hatte  es zum Remis verpatzt und musste Dauerschach geben. Ich weiß nicht  genau, was ihn bewogen hat, es nicht zu tun; Mit Dame, ungleichen  Läufern und einem gegnerischen Freibauern auf e7 gab es keinen Grund zum  Weiterspielen. Er tat es doch und wirtschaftete die Stellung ganz ab zu  seiner zweiten Niederlage – das hat er sich sicher anders vorgestellt  gehabt. Ebenfalls spannend das Geschehen bei Paulus, denn die engine gab  ihm an einer Stelle +18 (wurde nach der Partie festgestellt, nicht  währenddessen). Er verpasste den Sieg, ließ den gegnerischen Springer  die Reise d7-b8-a6-b4-c2-d4 machen und verlor die Partie noch... Remis  hätte Baltic gereicht, denn Whitmire entkam mit Dame und zwei Springern  gegen Dame und zwei Läufer bei Mehrbauer für den Gegner ebenfalls ins  Remis. So kam Fatih auch auf 14 Buchholz, und die Fortschrittswertung  sprach dann für mich. Wer will, kann sich die Frage stellen, wer am  meisten Glück hatte: Ich, weil ich am Ende gewann dank Unterstützung von  Jeffrey Paulus; Baltic, weil er gegen Kiehn hätte verlieren müssen und  gegen mich hätte können; oder doch Bausch, weil er zum Gewinnen  gezwungen wurde… Keine Diskussion gibt es über den Pechvogel des  Turniers: Gramb wurde Vierter, da sein Erstrundengegner A.S. zur zweiten  Runde nicht antrat und sein Gegner aus der dritten Runde nur zwei  Punkte holte – davon einen kampflosen eben gegen A.S. Zwei Streichwerte  gab es aber nicht; nach Fortschrittswertung vor Buchholz wäre er Zweiter  geworden und nach Performancewertung Erster.  Hauptpreise gab es drei,  so dass er leer ausging. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass  noch ein weiterer Spieler mit der Folge Sieg, Remis, Remis, Sieg , Sieg  auf vier Punkte kam, der hatte aber gegen keinen der anderen oben  Platzierten gespielt, so dass sein fünfter Platz in Ordnung geht. Erwähnenswert  ist noch der Sieger der Seniorenwertung, das ist der pensionierte  Grundschullehrer Wolfgang Weiler. Die DWZ-Auswertung weist für ihn einen  neuen Turnierindex von 314 aus, wer bietet mehr? (Ich habe nach rund 40  Jahren Praxis gerade mal 144!) SF Weiler unterrichtete übrigens Ende  der 70er Jahre an einer Grundschule in Hürth-Efferen und fragte eines  Tages unter seinen Schülern nach, wer sich für Schach interessiert. Der  knapp achtjährige Michael B. meldete sich, besuchte die Schach-AG und  einige Zeit später den – inzwischen längst nicht mehr existenten – Klub  in Efferen, und der Rest ist wie man so sagt Geschichte. Das  B-Open habe ich naturgemäß weniger verfolgt, dort kam es zu einem toten  Rennen zwischen zwei Spielern, die beide vier Siege und ein Remis  sammelten; das Remis untereinander. Der Würselener Michael Havenith war  mit einem Sieg gestartet, aber danach gab es drei Punkteteilungen, so  dass der Sieg in der Schlussrunde ihm einen Platz unter den Top 10  einbrachte, aber unter die Preisträger schaffte er es natürlich so  nicht. Erfreulich fand  ich die relativ hohe Beteiligung an Spielern unter 18; bei vielen  Turnieren können mangels Teilnehmern keine Jugendpreise vergeben werden –  hier war das kein Problem.  |